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Sportfreunde erkämpfen sich verdientes Remis gegen Drittliga-Topteam Groß-Bieberau

In einem hochklassigen und dramatischen Drittliga-Spiel haben sich die Sportfreunde Budenheim und der neue Tabellenzweite HSG Bieberau-Modau 22:22-Unentschieden getrennt. Es war nicht nur das letzte Spiel vor der einmonatigen Weihnachtspause – sondern auch das Abschiedsspiel für Christian Kosel als Sportfreund: Budenheims scheidender Keeper zeigte vor seinem berufsbedingten Umzug nach München eine absolute Top-Leistung.

Die Frage, ob es ein gewonnener oder ein verlorener Punkt ist, hat sich in Budenheim am späten Samstagabend niemand gestellt. Auch die Frage, ob der Punkt am Ende der Saison aufgrund der speziellen Abstiegsregularien überhaupt eine Rolle spielen wird, war völlig nebensächlich. Wichtig waren allein zwei Dinge: Dass sich Christian Kosel, der bei mehr als 200 Pflichtspielen in siebeneinhalb Jahre das Trikot der Sportfreunde zwischen den Pfosten getragen hatte, mit einem Lächeln im Gesicht verabschieden konnte. Und dass die Budenheimer Handballer bewiesen haben, dass auch die Top-Teams der Dritten Bundesliga mit ihnen rechnen müssen – wenn sie es nur wollen.

So stand es am Ende der 60 Minuten gegen die HSG Bieberau-Modau 22:22, und Budenheim feierte neben seinem scheidenden Keeper auch den siebten Punkt im 13. Spiel. Bis zur dritten Minute hatte es gedauert, ehe Kapitän Manuel Kühn den ersten Treffer für die Hausherren zum 1:1 erzielte, und bis zum 4:4 verlief die Begegnung völlig ausgeglichen. Für viele überraschend war dann die Tatsache, dass es die Budenheimer Gastgeber waren, die sich gegen den haushohen Favoriten anschließend binnen zehn Minuten auf 9:5 absetzen und den Vier-Tore-Vorsprung bis zum 11:7 (24. Minute) behaupten konnten.

Zwei Mal Rot für Budenheim

Ein wesentlicher Grund dafür, dass die Gäste aus Groß-Bieberau in einem von beiden Seiten eigentlich fair geführten Spiel bis zu Halbzeit wieder auf ein Tor bis auf 12:11 verkürzen konnten, war eine umstrittene Rote Karte gegen Budenheims Routinier Philipp Becker in der 26. Minute für eine aus Sicht der Schiedsrichter überharte Abwehraktion. Doch sogar Zuschauer aus Bierberau waren sich einig darüber, dass es mit einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe auch getan gewesen wäre.

Volker Schuster stellte seine Mannschaft in der Halbzeit um: Während Kapitän Manuel Kühn in der ersten Halbzeit an der Spitze der offensiven Deckung gegen Spielmacher Simon Brandt immer wieder das Angriffsspiel der Gäste störte, übernahm Youngster Finnian Lutze von nun an diese Aufgabe - und zwar mit Bravour. Immer wieder konnte er Bieberauer Aktionen unterbinden, und auch Martin Schieke kämpfte in der Defensive sowie am Kreis um jeden Ball. So konnten die Budenheimer ihre knappe Führung nicht nur behaupten, sondern bis zur 43. Minute beim 18:14 sogar erneut auf vier Tore ausbauen.

Dann allerdings wurde es plötzlich hektisch auf der Platte: Die Sportfreunde verloren ihren Faden und in der 51. Minute auch noch ihren Kapitän Manuel Kühn nach der zweiten, diesmal jedoch weit weniger umstrittenen Roten Karte: Kühn hatte Jonas Dambach bei dessen dennoch erfolgreichen Wurfversuch zum 19:20 – der ersten Gästeführung seit der Anfangsphase – in den Arm gegriffen.

„Punktgewinn“ für Bieberau

Doch selbst in dieser schwierigen Situation gaben sich die Sportfreunde nicht auf. Finnian Lutze übernahm nun auch in der Offensive Verantwortung und erzielte die letzten drei Tore für die Gastgeber. 45 Sekunden vor Schluss nahm Budenheims Cheftrainer Volker Schuster beim Stand von 22:22 seine letzte Auszeit, um seine Mannschaft auf den möglicherweise entscheidenden letzten Treffer einzustellen. Doch ein Missverständnis brachte Bieberau noch einmal in Ballbesitz – was die Gäste ebenfalls für ein letztes Teamtimeout für die verbleibenden 20 Sekunden nutzten. Der jüngst eingewechselte Torwart David Sturm parierte allerdings kurz vor Schluss den letzten Wurf und hielt damit den verdienten Punkt für die Gastgeber fest.

Es war die mit Abstand stärkste Leistung der Sportfreunde Budenheim seit ihrem Aufstieg in die Dritte Handball Bundesliga. Sogar die Gäste waren keineswegs konsterniert über das Remis, sondern freuten sich auf ihrem Facebook-Auftritt nach dem Schlusspfiff offen über den „Punktgewinn“. Dieser lässt sie aufgrund der Niederlage ihres Konkurrenten HC Erlangen II auf Rang zwei überwintern, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga berechtigt. Mit seiner Gala-Vorstellung hat Sportfreund Christian Kosel seinem Team ein Abschiedsgeschenk gemacht, das weit über diesen einen Spieltag hinausgeht. Die Budenheimer Handballer wissen nun, dass sie mit der richtigen Einstellung selbst gegen die Topteams der Dritten Bundesliga punkten können. Und diese Erkenntnis ist im Kampf um den Klassenerhalt Gold wert.

Spieler und Tore der Sportfreunde Budenheim: Christian Kosel, David Stumm – Sören Dübal (5), Maximilian Grethen (4/4), Finnian Lutze, Patrick Heß (je 3), Lucas Weil, Lukas Nagel, Martin Schieke (je 2), Manuel Kühn (1), Ömer Acar, Paul Baum, Armin Henke, Philipp Becker, Kai Diehl.

Drittligist Sportfreunde Budenheim kassiert erstmals hohe Niederlage bei hessischem Spitzenteam

Auch im dritten Anlauf hat es für die Sportfreunde nicht zum ersten Punktgewinn in der Dritten Handball-Bundesliga gereicht. Nach den beiden knappen Auftaktniederlagen war das rheinhessische Team von Cheftrainer Volker Schuster auswärts beim 33:23 (15:12) gegen die Falken der HSG Bieberau/Modau erstmals chancenlos. Am kommenden Samstagabend, 20 Uhr, steht nun das immens wichtige Heimspiel gegen die ebenfalls noch sieglosen Rotmilane des HSC Bad Neustadt an. Die Sportfreunde hoffen auch in der Binger Rundsporthalle, in die das Team aufgrund der wegen der Bundestagswahl gesperrten Budenheimer Waldsporthalle ausweichen muss, auf begeisternde Unterstützung der Zuschauer.


Von vorneherein war Sportfreunde-Coach Schuster bewusst, dass es bei der mit ehemaligen Zweitliga-Spielern gespickten Spitzenmannschaft aus dem Odenwald nur dann etwas zu holen gibt, wenn es seinen Sportfreunden gelingen sollte, an ihre absolute Leistungsgrenze zu gehen. Doch das hohe Niveau konnten seine Spieler nur in den ersten fünf Minuten halten, als die Budenheimer bis zum 2:3 sogar zwei Mal in Führung gehen konnten. Der anschließende 13:5-Lauf der Gastgeber ließ bis zum 15:8 (26. Minute) schnell jede Hoffnung auf eine Überraschung verfliegen. „Wir haben verdient mit zehn Toren Abstand verloren“, so der Budenheimer Trainer: „Bieberau ist eine sehr weit entwickelte Mannschaft und hat uns deutlich unsere Grenzen aufgezeigt.“ Besonders schwer tat sich sein Team mit der individuellen Stärke des Rückraum-Linken Lars Spieß und des Rechtsaußen Robin Büttner, zudem musste sein Team viele einfache Gegenstoß-Tore hinnehmen, „weil wir im Angriff zu viele Fehler gemacht haben“.

Positiv herauszuheben ist, dass sich die Sportfreunde-Mannschaft um Kapitän Manuel Kühn durch einen eigenen Vier-Tore-Lauf unmittelbar vor der Halbzeit etwas überraschend noch einmal auf einen knappen Rückstand herangekämpft hat. Beim Pausenstand von 15:12 konnten sich die Gäste sogar noch Hoffnung auf eine Wende machen. Doch direkt nach Wiederanpfiff stellten die Gastgeber, angetrieben durch den mit insgesamt zwölf Treffern überragenden Robin Büttner schnell wieder den alten Abstand her (20:13, 36. Minute) und ließen auch in der Folgezeit keinen Zweifel mehr aufkommen, wer als Sieger vom Platz gehen würde. Am Ende stand ein 33:23-Erfolg des neuen Spitzenreiters der Staffel E auf der Anzeigetafel.

 

Die erfreulichste Nachricht des Bieberau-Spiels aus Budenheimer Sicht war sicherlich die Einwechslung der beiden Sportfreunde-Neuzugänge Ömer Acar und Leon Becker sowie des aus der zweiten Mannschaft in dieser Saison in den Kader der Ersten aufgerückten Lucas Weil, die zu ihren ersten Minuten in Deutschlands dritthöchster Spielklasse gekommen sind.

Hoffen auf die ersten Punkte am Wochenende

Nun gilt es für die Rheinhessen, schnell den Fokus auf den nächsten Gegner zu richten: Am Samstag (25. September) steht ab 20 Uhr das immens wichtige Heimspiel gegen die Rotmilane des HSC Bad Neustadt an. Der Tabellenletzte ist ebenso wie die Sportfreunde noch sieglos und folglich ein Konkurrent, gegen den sich die Budenheimer Sportfreunde für den angestrebten Drittliga-Verbleib durchsetzen müssen. Die Rotmilane haben ihre vergangenen beiden Spiele sehr deutlich mit 19:33 gegen den TV Gelnhausen sowie 17:30 gegen die HSG Hanau verloren – im Eröffnungsspiel allerdings machten sie bei der knappen 28:24-Auswärtsniederlage bei der HSG Bieberau/Modau eine deutlich bessere Figur als die Sportfreunde Budenheim am zurückliegenden Wochenende an gleicher Stelle. „Wir sollten die zurückliegenden Ergebnisse der Bad Neustädter sehr vorsichtig bewerten“, warnt Volker Schuster. „Diese Mannschaft ist insbesondere auf den Rückraum-Positionen mit den wurfgewaltigen Spielern Vilim Leskovec und Maximilian Drude stark besetzt, spielt eine solide 6:0-Abwehr und wird uns sehr viel abverlangen.“

Hinzu kommt die ungewöhnliche Heimspiel-Situation, da die Budenheimer Waldsporthalle am Wochenende als Wahllokal für die Bundestagswahl benötigt wird und den Sportfreunden daher nicht als Wettkampfstätte zur Verfügung steht. Daher musste das Spiel kurzfristig in die Rundsporthalle Bingen (Nuits-St.Georges-Straße 4A, 55411 Bingen am Rhein) verlegt werden. „Dennoch werden wir alles in die Waagschale werfen, um am Samstagabend die ersten beiden Punkte auf der Habenseite in der Dritten Bundesliga einzufahren“, so Schuster abschließend. Dafür wünscht er sich für seine Jungs dieselbe grandiose Zuschauer-Unterstützung wie zuletzt bei der begeisternden Heimspiel-Premiere gegen den HC Erlangen. Und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, denn zugelassen sind nunmehr bis zu 200 Zuschauer gemäß der Regelung „2G+“ (Zutritt für Geimpfte und Genesene sowie maximal 25 nicht immunisierte Zuschauer mit negativem Testergebnis), und somit 60 mehr als zuletzt. Die Tickets können direkt an der Abendkasse erworben werden, eine Vorab-Anmeldung ist diesmal nicht erforderlich.

Spieler und Torschützen: Karim Ketelaer, David Sturm – Max Grethen (6/2), Lukas Nagel (4), Patrick Heß (4/2), Paul Baum, Finnian Lutze (je 3), Kai Diehl, Arne Teschner, Philipp Becker (je 1), Leon Becker, Eike Rigterink, Martin Schieke, Manuel Kühn, Lucas Weil, Ömer Acar.


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