„Das hat wunderbar gepasst“
Im Interview blickt Katrin Braun auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zurück
In der vorvergangenen Woche hat Katrin Braun als Trainerin und Vorstandsmitglied der DJK Sportfreunde Budenheim das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Nancy Faeser (SPD) entgegengenommen. Im Interview mit dem Sportfreund erzählt sie, wie sie die Auszeichnung erlebt hat und was sie ihr bedeutet, wie sie sich auf dem Gruppenfoto einen Platz direkt neben der Bundesinnenministerin ergattert hat – und welcher neue Job ihr überraschend angeboten wurde.
Der Sportfreund:Katrin, wie aufgeregt warst Du vor und während der Ordensverleihung?
Katrin Braun: Aufgeregt war ich am Anfang eigentlich gar nicht, eher neugierig und gespannt, wie das alles so abläuft und was an dem Tag alles passieren wird. Erst als wir – also mein Ehemann Rudolf, mein Sohn Levin und ich – in den Saal im Innenministerium gekommen sind, in dem die Ehrung stattfinden sollte, kam ein bisschen Aufregung durch. Aber nicht viel, weil wir Preisträger vorab eingewiesen worden waren, wie alles abläuft und ich wusste, dass ich nichts werde sagen müssen. Wenn ich eine Dankesrede hätte halten müssen, wäre ich natürlich total aufgeregt gewesen. Aber meine Aufgabe bestand eigentlich nur darin, freundlich zu gucken (lacht).
Du wurdest für Dein herausragendes ehrenamtliches Engagement als Trainerin und Vorstandsmitglied der Sportfreunde Budenheim mit dem „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ – im Sprachgebrauch „Bundesverdienstkreuz“ – geehrt. Was bedeutet Dir die Auszeichnung?
Die Ehrung bedeutet mir schon echt viel. Es hat mich überrascht, dass man diese hohe Auszeichnung dafür bekommt, dass man sich im Sport und im Verein ehrenamtlich engagiert. Ich sehe mich ein bisschen als Stellvertreterin für alle, die irgendwie in dem Bereich tätig sind und ihre Freizeit opfern.
Überall ist zu hören, dass Vereine große Nachwuchssorgen haben, wenn es um ehrenamtliches Engagement geht – auch wir Sportfreunden Budenheim sind da ja keine Ausnahme. Glaubst Du, dass sich durch Dein Bundesverdienstkreuz daran etwas ändert?
Das würde ich mir sehr wünschen! Die Auszeichnung kann vielleicht dazu beitragen, dass das Ehrenamt ein bisschen mehr Publicity bekommt – und dass man dadurch hoffentlich den ein oder anderen von der Couch runter bekommt, um etwa für das Allgemeinwohl zu machen. Ich kann hier als Beispiel dafür dienen, dass Engagement auch tatsächlich wahrgenommen und gewürdigt wird. Die zurückgehende Bereitschaft, sich für die Gesellschaft einzusetzen, betrifft übrigens gar nicht unbedingt nur die jungen Leute. Ehrenamtliches Engagement ist in jedem Alter und für jede Altersgruppe wichtig.
Vor drei Wochen, kurz vor der Ordensverleihung, haben wir erstmals darüber berichtet, dass Du ausgezeichnet wirst. Wie hat Dein Umfeld darauf reagiert?
Ich habe sehr viele Reaktionen bekommen – persönlich, aber auch in den Kommentaren im Facebook- und Instagram-Auftritt der Sportfreunde Budenheim. Sie waren alle sehr positiv. Darüber habe ich mich riesig gefreut und war auch etwas erleichtert. Denn gerade im Internet, auf Social Media, geht es ja bisweilen recht ruppig in den Kommentaren zu. Aber ich habe ausschließlich Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Danke dafür!
Von außen betrachtet sind Ehrungen oft stocksteife und langweilige Veranstaltungen mit herausgeputzten Menschen, denen nach langen Reden Orden verliehen werden. Du hast das jetzt von innen erlebt – wie hat sich diese Veranstaltung für Dich angefühlt?
Das war zeitlich schon ziemlich durchgetaktet und der Ablauf genau organisiert. Nancy Faeser kam als letzte, um Punkt 13:30 Uhr in den Raum, vorher waren wir 16 Preisträger samt jeweils bis zu zwei Begleitern über den Ablauf genau informiert worden und hatte ein wenig Zeit, uns untereinander auszutauschen. Trotz der straffen Organisation fand ich, dass Nancy Faeser sich für jeden von uns individuell Zeit genommen hat und auch immer noch eine persönliche Note in die Überreichungs-Reden mit reingebracht hat.
Welchen Eindruck hast Du von Innenministerin Nancy Faeser gewonnen?
Als erstes ist mir aufgefallen, dass sie ihre Krücken noch hat. Ihre Rede hat sie entsprechend im Sitzen gehalten und dann auch jeden Preisträger von einem etwas höheren Stuhl aus gewürdigt. Das war für mich ganz angenehm, weil wir so ungefähr auf Augenhöhe waren und ich nicht nach oben schauen musste, wie man auch auf dem Foto sehen kann. Erst fürs Gruppenfoto ist sie dann aufgestanden.
War sie Dir sympathisch?
Auf viele Leute, die sie nur aus dem Fernsehen kennen, wirkt sie distanziert. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie recht herzlich ist. Also sie hat auch so mal Kontakt aufgenommen und hat dann einen mal so an der Hand oder am Arm berührt. So eine dezente, unaufdringliche Körperlichkeit kenne ich sonst nicht mit eigentlich ja wildfremden Menschen. Ich fand sie sehr sympathisch, herzlich und authentisch. Sie hat auch von ihrer Familie gesprochen, über ihren Sohn, der auch Sport macht. Das wirkte nicht so, als spule sie eine vorgefertigte Rede ab und gehe dann schnell wieder aus dem Saal. Im Gegenteil, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung stand sie noch für Fotos mit den Preisträgern samt ihren Begleitern zur Verfügung.
Was wird Dir in besonderer Erinnerung bleiben?
Das alles war besonders für mich: dass es in Berlin, noch dazu im Bundesinnenministerium stattfand, dass Nancy Faeser die Auszeichnung persönlich überreicht hat – das werde ich nicht vergessen. Sehr witzig fand ich, dass ich dann noch von einer der Mit-Ausgezeichneten nach dem Gruppenfoto ein Jobangebot bekommen habe.
Als was?
Katrin Braun: Als Personenschützerin! Dabei bin ich dafür gar nicht ausgebildet – also so ganz und gar nicht (lacht). Das hat mir auch geschmeichelt, weil die Frau sagte, man sehe mir an, dass ich viel Sport mache.
Apropos Gruppenfoto – darauf stehst Du direkt neben Nancy Faser. Wie kam das?
Da haben mich meine beiden Männer richtig beraten: Nachdem wir in Berlin gelandet sind, haben wir in einem Restaurant ganz in der Nähe des Innenministeriums gefrühstückt und uns dort schließlich auf der Toilette dem Anlass entsprechend umgezogen. Ich hatte zwei elegante Blusen dabei – eine dezente und eine auffällige.
Wie man auf den Fotos sieht, habt Ihr Euch gegen das dezente Oberteil entschieden.
Genau, Rudolf und Levin fanden die rote Bluse besser. Als dann später nach den Ehrungen das Gruppenfoto gemacht werden sollte und wir uns aufgestellt haben, stand ich zunächst ganz am rechten Rand. Das gefiel aber dem offiziellen Fotografen nicht: Er wollte mich als „Farbtupfer“ unter den weit überwiegend sehr dezent gekleideten Geehrten – die meisten von ihnen Männer, davon viele in Uniformen – möglichst weit in der Mitte haben. Und ehe ich mich versah, stand ich plötzlich im Zentrum, genau neben der Bundesinnenministerin. (lacht)
Hast Du einige der Mit-Ausgezeichneten schon vorher gekannt?
Persönlich kannte ich niemanden, ich habe aber im Programmheft vorher schon gesehen, wer alles zusammen mit mir ausgezeichnet wird. Darunter auch Kristina Vogel, die ja als zweifache Olympiasiegerin im Bahnradfahren und ihren schweren Sturz im Jahr 2018 allgemein bekannt ist. Ich habe mich sehr gefreut, dass sie auch persönlich gekommen ist, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch die Paralympics liefen. Ich hatte vermutet, dass sie dort wieder, wie schon bei den vergangenen Paralympics, als TV-Kommentatorin eingesetzt ist.
Gab es eine Gelegenheit, Dich mit ihr bekannt zu machen?
Leider nein - die hätte es theoretisch vor dem offiziellen Beginn der Ordensverleihung gegeben, als die Preisträger schon im Saal waren und sich miteinander austauschen konnten. Ich habe dort unter anderem mit Preisträgern vom DJK-Bundesverband und vom THW ein paar Worte wechseln können. Kristina Vogel kam leider erst ganz kurz vor Nancy Faeser herein, und da war es dann für ein Gespräch zu spät.
Am Tag der Preisverleihung bist Du samt Ehemann und Sohn schon sehr früh am Morgen nach Berlin geflogen und am Abend seid Ihr auch schon wieder abgereist. Wieso habt Ihr Euch nicht ein bisschen mehr Zeit genommen für Euren Hauptstadt-Aufenthalt?
Ja, ganz einfach: Das Handball-Training darf ja nicht ausfallen, oder?! Die Preisverleihung war glücklicherweise an einem Mittwoch – das ist der einzige Wochentag, an dem ich außer der Arbeit nichts vorhabe. So konnte ich meine Jungs am Dienstagabend noch trainieren und war vor dem nächsten Training am Donnerstag wieder zurück. Also hat das wunderbar gepasst.
Das Interview führte Ingo Fischer.