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Sportfreunde stürzen Spitzenreiter

Budenheimer Oberliga-Handballer setzen sich knapp gegen VTV Mundenheim durch

Bis zur 52. Minute liefen die Sportfreunde Budenheim im Heimspiel gegen Tabellenführer VTV Mundenheim einem Drei-Tore-Rückstand hinterher. Dann haben sie eine enorme mentale Stärke freigesetzt, die Partie am Ende noch mit 25:24 (12:13) verdient für sich entschieden und ihren Platz in der Oberliga-Spitzengruppe behauptet. Nun trifft das Team von Trainer Thomas Gölzenleuchter am Samstag (29. Oktober) auswärts auf die HSG Worms, die alles dafür tun wird, den letzten Tabellenplatz zu verlassen.

Thomas Gölzenleuchter konnte sich im Vorfeld des Spiels gegen Spitzenreiter Mundenheim über die Rückkehr der zuvor verletzten oder kranken Rechtsaußen Arne Teschner, Rückraum Stefan Corazolla sowie Linksaußen Lars Ludwig freuen, zudem ergänzte Talent Felix Krining aus der Rheinhessenliga-Mannschaft der Sportfreunde erstmals den ausgedünnten Kader. Die Langzeitverletzten Sven Erkert (Knieverletzung) und Sören Dübal (Mittelfußbruch) waren zum Zuschauen gezwungen, der angeschlagene Justus Teßnow stand nur auf Abruf bereit.

Das Spiel gestaltete sich zu Beginn erwartungsgemäß ausgeglichen: Der Drittligaabsteiger aus Mundenheim agierte mit einer aggressiven Abwehr, einem wurfstarken Rückraum und suchte zudem häufig den Abschluss über die Kreisposition. Die Sportfreunde waren hierauf jedoch gut eingestellt, und so gelang es der Abwehr gepaart mit dem gut aufgelegten Torwart Karim Ketelaer immer wieder, den Ball zu erobern. Keine Mannschaft konnte sich absetzen, und die Führung wechselte bis zum 8:7 (19.) für die Budenheimer Heimmannschaft mehrmals hin und her. Dann allerdings erspielten sich die Gästen einen leichten, aber spürbaren Vorteil und gaben ihre in der 20. Minute erspielte Führung zum 8:9 bis zur Schlussphase der Partie nicht mehr ab. In der 25. Minute erzielte der Mundenheimer Janik Kunz die erste Drei-Tore-Führung für sein Team, doch Tore von Maximilian Grethen und Lars Klasmann sowie eine Siebenmeterparade von Karim Ketelaer sorgten dafür, dass die Sportfreunde beim 12:13 mit nur einem Tor Rückstand in die Halbzeitkabine gingen.

 

Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste das stärkere Team und konnten mehrfach bis zu drei Tore vorlegen (12:15, 33., 14:17, 36., 15:18, 39. und zuletzt 18:21, 49.). Trotz des Rückstandes gelang es der starken Abwehr der Sportfreunde immer wieder, die Gäste an den Rand des Zeitspiels und damit zu unvorbereiteten Abschlüssen zu bringen, jedoch konnten sie im Angriff lange Zeit zu wenig Kapital daraus schlagen.

Das ändert sich erst in der Schlussphase ab der 50. Spielminute: Die Sportfreunde setzen nun konsequent den siebten Feldspieler ein, und die inzwischen eingetretene optische Überlegenheit zeigt sich nun auch auf der Anzeigetafel. Wieder einmal ist es Rückraumschütze Stefan Corazolla, der das Spiel in der entscheidenden Phase an sich reißt und mit vier seiner insgesamt acht Tore sowie mehreren guten Anspielen an besser platzierte Mitspieler das Spiel dreht. Innerhalb von zwei Minuten gleichen er und Arne Teschner erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit das Spiel wieder aus (21:21, 52.). Den Sturmlauf der Sportfreunde kann nur Gästespieler Yannik Treiber mit seinem Treffer zum 21:22 kurz unterbrechen, dann besorgen Stefan Corazolla zunächst den erneuten Ausgleich und Maximilian Grethen sowie Eike Rigterink kurz darauf gar die erste Zwei-Tore-Führung für ihre Sportfreunde überhaupt zum 24:22 (58.).

Als Mundenheims Timo Nass postwendend zum 24:23 verkürzt, ist jedem Budenheimer klar, dass das Spiel trotz des vorigen 6:1-Tore-Laufs noch nicht gewonnen ist. Crunchtime! Wirft Budenheim im nächsten Angriff ein Tor, dann wird es dieses Spiel höchstwahrscheinlich nicht mehr verlieren. Recht zügig hebt das Schiedsrichtergespann Simon Weißbrod / Till Egler den Arm, um ein bevorstehendes Zeitspiel anzukündigen. Max Grethen wird attackiert, kann sich befreien und legt im letzten Moment auf Kreisläufer Eike Rigterink ab, der sich abgesetzt hat und komplett freisteht. Doch Schiedsrichter Weißbrod pfeift zu schnell Freiwurf für die Sportfreunde, der Vorteil ist dahin. Nur noch zwei Pässe bleiben den Sportfreunden bis zum Ballverlust wegen Zeitspiels, also Drei-Mann-Block für Stefan Corazolla von der Neun-Meter-Linie. Sein gewaltiger Wurf donnert über die ausgestreckten Arme der Abwehrspieler und schlägt halbhoch neben dem langen Pfosten im Tor der Gäste ein. Jubel in der Halle: 25:23 und noch 50 Sekunden zu spielen. Mundenheims Trainer Steffen Schneider legt die Grüne Karte – Auszeit. Das Ziel ist klar: Jetzt braucht sein Team ein schnelles Tor, um die letzte, kleine Chance auf ein Remis zu wahren. Und tatsächlich gelingt Gästespieler Tim Schmieder sehr schnell nach der Spielfortsetzung der 25:24-Anschlusstreffer.

Bei 28 Sekunden Restspielzeit nimmt auch Budenheims Trainer Thomas Gölzenleuchter seine letzte Auszeit. Es gilt, den Angriff so lange zu fahren, dass Mundenheim für den Fall eines erfolglosen Abschlusses möglichst nicht mehr in Ballbesitz kommt. Das Spiel geht weiter. Vier Sekunden vor Spielende bekommt Max Grethen ein Stürmerfoul gegen sich gepfiffen, Mundenheims Timo Naas schaltet sofort und spielt einen langen Gegenstoßpass auf seinen losgespurteten Mitspieler Luca Seitz über das ganze Spielfeld. Doch Budenheims Keeper Karim Ketelaer geht volles Risiko, rennt aus seinem Tor und fängt den Ball in der Luft ab. Abpfiff und Jubel bei den Sportfreunden auf der Platte und auf den Rängen. „Das war heute eine Frage der Mentalität“, so Trainer Gölzenleuchter nach dem Spiel. „Wir haben über weite Strecken im Angriff zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Aber die Abwehr war großartig. Am Schluss haben wir gewonnen, weil wir es für uns und unsere Zuschauer unbedingt wollten.“

Gastspiel in Worms

Mit nunmehr 9:3 Punkten und einem im Vergleich zu den höherplatzierten Teams weniger absolvierten Spiel, stehen die Sportfreunde Budenheim aktuell auf Rang sechs der Oberliga RPS. Am Sonntag (29. Oktober) trifft das Gölzenleuchter-Team um 17 Uhr in der Nikolaus-Dörr-Halle auf die HSG Worms, die mit 2:12 Punkten den letzten Tabellenplatz belegt. Die Wormser Mannschaft befindet sich bereits seit der vergangenen Saison im Umbruch und hat noch nicht wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Aber angeschlagene Teams sind niemals zu unterschätzen – zumal die HSG Worms in der eigenen Halle so viele Punkte wie möglich sammeln will, um dem drohenden Abstieg erneut zu entgehen.

Für Budenheim spielten und trafen: Karim Ketelaer, Dominik Schäfer - Stefan Corazolla (8), Maximilian Grethen (7/4), Lucas Weil (3), Arne Teschner (2), Eike Rigterink (2), Martin Schieke (1), Manuel Kühn (1), Lars Klasmann (1), Justus Teßnow, Lars Ludwig, Felix Krining.

Die Budenheimer Martin Schieke (Nummer 24) und Stefan Corazolla (rechts daneben) hindern Mundenheims Kreisläufer Aaron Schleidweiler gemeinsam am Torabschluss. Fotos: Sportfreunde Budenheim / Ingo Fischer
Torwart Karim Ketelaer erwischte einen Sahnetag: Er vereitelte nicht nur viele Chancen der Gäste, sondern fing in der letzten Sekunde einen entscheidenden Gegenstoßpass ab.