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Gegen Rhein-Neckar-Löwen: Eine Viertelstunde fehlt zur Sensation

|   mB-Jugend

U17 geht im Viertelfinal-Hinspiel der Deutschen Meisterschaft die Kraft aus

Im Viertelfinal-Hinspiel der Deutschen U17-Meisterschaft zwischen den Sportfreunden Budenheim und den Rhein-Neckar-Löwen lagen die Gastgeber dank einer sensationell guten Leistung bis zur 47. Minute vorne – haben dann jedoch in der Schlussphase völlig den Faden verloren. Vor einer mit mehr als 500 Zuschauern vollbesetzten „Grünen Hölle“ mussten sie sich dem Favoriten am Ende mit 34:44 (19:18) geschlagen geben. Die Hoffnungen auf das Halbfinale sind dahin – dennoch will sich das Budenheimer Team im Rückspiel am Samstag (10. Mai) mit einer starken Leistung aus einer begeisternden und grandiosen Jugendbundesliga-Saison verabschieden.

Selbst viele langjährige Mitglieder und Fans der Sportfreunde Budenheim konnten sich nicht daran erinnern, wann sie die Waldsporthalle Budenheim das letzte Mal so voll und die Zuschauer so frenetisch erlebt hatten. Sogar das gewonnene Endspiel der Damen 1 um die Oberliga-Meisterschaft 2018 gegen den TV Bodenheim konnte da nicht mithalten – vielleicht am ehesten noch das Final Four der weiblichen B-Jugend 2016, als sich die weibliche B-Jugend in eigener Halle sensationell den dritten Platz der Deutschen Meisterschaft sicherte. Bereits 60 Minuten vor dem Spielbeginn war die Waldsporthalle gut gefüllt und alle Parkplätze davor belegt – und bis zum Anpfiff war die Halle so voll, dass Zuschauer sogar zurückgewiesen werden mussten. Die „Grüne Hölle“ war bereit für DAS Großereignis der Sportfreunde Budenheim in dieser Saison!

Viertelfinale in Budenheim bedeutet, dass die U17 des „Budenheimer Dorfvereins“ (Zitat Fabian Vollmar) zu den Top-Acht-Mannschaften der Bundesrepublik gehören. Noch vor den Jugend-Mannschaften wie denen des THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt, DHfK Leipzig & Co., für die die Saison ebenso nach der „Meisterrunde“ beendet war wie für die Budenheimer Gruppengegner VfL Gummersbach und TuSEM Essen.

Mit den Rhein-Neckar-Löwen wartete ein echter Handball-Leckerbissen auf die hochtalentierte Sportfreunde-Mannschaft. Viele Spieler des haushohen Favoriten aus dem Raum Mannheim, viele davon Jugend-Nationalspieler, haben sich das vorangegangene Heimspiel der Budenheimer gegen den TuSEM Essen persönlich angesehen – und waren gewarnt: vor dem ekstatischen Publikum in der „Grünen Hölle“ und vor den Budenheimer Spielern, die, getragen von dieser Kulisse, seit Monaten Top-Leistungen bei ihren Heimspielen abrufen und dabei regelmäßig über sich hinauswachsen.

Motivationsspritze statt Schock

Und so war es auch am Samstag: Die U17-Sportfreunde warfen von Beginn an alles in die Waagschale. Phillip Patrzalek eröffnete den Torreigen wenige Augenblicke nach dem Anwurf. Doch schon nach 55 Sekunden erhielt Kreisläufer und Innenblock-Verteidiger Henri Schleif seine erste Zwei-Minuten-Strafe – und keine halbe Minute, nachdem er wieder aufs Feld durfte, beim Stand von 4:3 (4. Minute) bereits seine zweite. Damit war der Budenheimer Abwehrchef und Top-Torschütze, der zuletzt acht Treffer zum Sieg gegen Essen beigetragen hatte, bei 55 Minuten Restspielzeit zwar nicht komplett Matt gesetzt – aber zumindest sediert. Denn eine einzige weitere Hinausstellung hätte für ihn die Disqualifikation bedeutet.

Folglich musste das Budenheimer Trainerduo seinen Matchplan über den Haufen werfen und die Mannschaft spontan umbauen. Henri Schleif blieb auch nach dem Ablauf seiner zweiten Zeitstrafe erst einmal auf der Bank sitzen, seinen Part übernahm der wendige Timo Schorr im Zentrum und am Kreis. Und das funktionierte zunächst hervorragend: Ähnlich wie gegen Essen, als die Schiedsrichterinnen den Budenheimer Haupt-Torschützen, Max Hessinger, bereits nach einer Viertelstunde zum Duschen schickten, schienen die rheinhessischen U17-Handballer aus Rheinhessen eher zusätzlich motiviert als verunsichert zu sein.

Angetrieben vom überragenden Alvar Matsuura, der im Spielverlauf neun Feldtore erzielte, setzten sich die Gastgeber über 8:5 (8. Minute) auf 14:10 (17.) ab. Selbst ein zwischenzeitliches Team-Timeout des Löwentrainers Martin Berger konnte den Sturmlauf der Sportfreunde nicht stoppen. Allerdings lief auch bei den Budenheimern längst nicht alles wie am Schnürchen: Bei einer konsequenteren Chancenverwertung und bei weniger technischen Fehlern hätten sie in dieser Drangphase den Vorsprung mit relativ einfachen Mitteln deutlich weiter in die Höhe schrauben können – und diese Unzulänglichkeiten und Unkonzentriertheiten sollten sich später rächen. Budenheim blieb in der ersten Halbzeit zwar stets vorne, konnte jedoch lediglich eine knappe 19:18-Führung mit in die Halbzeit nehmen. Da war mehr drin.

Gnadenlos aufgedreht

Die Löwen aus Mannheim kamen giftiger und konzentrierter aus der Kabine - und zogen in der 34. Minute beim 20:21 erstmals am Gastgeber vorbei. Von nun an entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, bei dem auf Budenheimer Seite vor allem Max Hessinger (insgesamt zehn Tore) und weiterhin Alvar Matsuura mit sehenswerten Treffern überzeugten, während auf Löwenseite Jan Day (14 Tore) und Tim Löhr (sieben Tore) schwer in den Griff zu bekommen waren. Doch bereits ehe Ole Schiebeler mit seinem Treffer zum 31:30 (47.) die letzte Führung für sein Sportfreunde-Team erzielte, zeigten Körpersprache und die Gesichter der Gastgeber deutlich, dass die Kräfte schwanden.

Es schlug die Viertelstunde der Rhein-Neckar Löwen, die jetzt gnadenlos aufdrehten, während sich die Sportfreunde viel zu stark an den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns Nikolai Luis und Patrick Verheyen aufreiben wollten, statt die Konzentration hoch zu halten und den Fokus weiterhin auf dem Gegner zu behalten. Einen Drei-Tore-Lauf der Junglöwen konnte Felix Kessel zwar noch einmal kontern und auf einen Treffer zum 31:32 (51.) verkürzen - danach folgten allerdings geschlagene achteinhalb Minuten ohne weiteren Treffer der Sportfreunde, während die Rhein-Neckar-Löwen ohne echte Gegenwehr mit einem Neun-Tore-Lauf über 32:42 zum Endstand von 34:44 davonzogen.

Sieg im Rückspiel angestrebt

„Das ist wirklich bitter, dass wir nach einer so starken Leistung über Dreiviertel der Spielzeit am Ende noch einen solchen Kantersieg der Rhein-Neckar-Löwen einstecken müssen“, so ein enttäuschter Sportfreunde-Trainer Fabian Vollmar nach dem Spiel. Stolz ist das Budenheimer Trainergespann allerdings darüber, dass es gegen eines der deutschen Top-Vier-Teams so lange nicht nur mitgehalten, sondern es über weite Strecken sogar dominiert hat.

Daran, dass die großartige Reise der Sportfreunde Budenheim durch die U17-Bundesliga nach dem Rückspiel am Samstag (10. Mai, Anpfiff um 19 Uhr in der Trainingshalle Kronau) zu Ende sein wird, gibt es nach dem eindeutigen Hinspielergebnis keinen Zweifel mehr. „Wir werden aber alles daransetzen, uns würdig aus der Deutschen Meisterschaft zu verabschieden“, so Trainer Kai Schiebeler. „Mit einem Auswärtssieg bei den Rhein-Neckar-Löwen“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Für die Sportfreunde spielten und trafen: Paul Kohlmaier, Alexander Estevan – Max Hessinger (10/2), Alvar Matsuura (9), Felix Kessel (5), Ole Schiebeler, Timo Schorr, Phillip Patrzalek (je 3), Henri Schleif (1), Tobias Stutzmann, Frederik Conrad, Marius Lupp, Luca Roll, Cornelius Marhöfer, Lennard Cordes


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Budenheims U17-Handballer schrammen an Sensation vorbei (Allgemeine Zeitung, 4. Mai 2025)
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U17-Löwen bringen deutlichen Vorsprung aus Rheinhessen mit (Rhein-Neckar-Löwen, 4. Mai 2025)
Liveübertragung des Rückspiels am 10. Mai ab 19 Uhr (sportdeutschland.tv)
Vorbericht: DJK Sportfreunde Budenheim schreibt Geschichte (handball.net, 2. Mai 2025)
Vorbericht: Die Grüne Hölle ruft - Budenheim hofft auf Handballwunder (Allgemeine Zeitung, 2. Mai 2025)
Spielverlauf und Torschützen (handball.net)

Sportfreund Felix Kessel ist seinem Gegenspieler enteilt und erzielt eines seiner fünf Tore gegen die U17 der Rhein-Neckar-Löwen. Fotos: Sportfreunde Budenheim / Ingo Fischer
Die jungen Sportfreunde-Spieler konnten erneut auf die fantastische Unterstützung durch das Budenheimer Publikum bauen.
Rückraum-Rechts Alvar Matsuura zählte mit einer starken Offensiv-Leistung zu den großen Stützen seines Sportfreunde-Teams und erzielte gemeinsam mit Rhein-Neckar-Löwe Jan Day die meisten Feldtore (jeweils neun) der Partie.
Trainer Fabian Vollmar instruiert seine Mannschaft während eines Team-Timeouts. Sein größter Spieler, Henri Schleif, kam zwar um eine Rote Karte herum, musste aber auf Spielzeit verzichten und während seiner Einsätze mit deutlich angezogener Handbremse agieren.