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Projekt „Jugend forscht“ verkauft sich teuer

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Akut verletzungsgeplagte Sportfreunde überraschen Favorit Dansenberg in zweiter Halbzeit - allerdings ohne die Punkte mitzunehmen

In einer kuriosen Partie beim drittplatzierten TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg müssen sich die Sportfreunde mit 27:31 (11:20) geschlagen geben. Entscheidend für die vierte Saisonniederlage war zum einen die gigantische Verletztenliste von neun Stammspielern - und zum anderen der extrem schwache Start der Gäste. Umso überraschender war die überragende Aufholjagd der blutjungen Budenheimer Truppe nach dem Wiederanpfiff. Nach fünf sieglosen Spielen in Folge soll den Sportfreunden am Samstag (16. November) ab 20 Uhr im Heimspiel gegen die Südpfalz-Tiger endlich auch wieder ein zählbarer Erfolg gelingen.

Die ohnehin prekäre Kadersituation der Sportfreunde hatte sich vor dem Auswärtsspiel beim Tabellendritten Dansenberg noch einmal verschärft. Neben dem bis ins neue Jahr hinein fehlenden, an der Hand operierten Spielführer Manuel Kühn nahmen die verletzten Rückraumspieler Sören Dübal, dessen Knieverletzung aus dem vergangenen Spiel sich inzwischen glücklicherweise "nur" als Überdehnung (und nicht als Kreuzbandriss) herausgestellt hat, Stefan Corazolla und Patrick Heß auf der Tribüne Platz, während Außenspieler Arne Teschner kurzfristig zusätzlich krankheitsbedingt ausfiel. Auch die drei etatmäßigen Kreisläufer Max Panther, Eike Rigterink und Martin Schieke sowie Torwart Karim Ketelaer standen dem Team nicht zur Verfügung. Daher musste Gölzenleuchter seinen stark ausgedünnten Regionalliga-Kader in wesentlichen Teilen und fast im gesamten Rückraum – nur Lukas Nagel war als Routinier an Bord – mit Spielern der A-Jugend und nur unwesentlich älteren Spielern aus der zweiten Mannschaft auffüllen. Neben den in der ersten Mannschaft bereits fest etablierten Eigentlich-Noch-Jugendspielern Tim Grathwol am Kreis, der am Spieltag seinen 18. Geburtstag feierte, und dem ebenfalls 18-jährigen David Schmitt im Rückraum rückten erneut Kreisläufer Levin Braun und erstmals auch Rückraumspieler Finn Michalewicz, beide 17 Jahre jung, ins Aufgebot. Ebenso wie der 19-jährige Zweitmannschafts-Rückraumspieler Ben Brednich, der erst in der vergangenen Woche einen starken Regionalliga-Einstand gegeben hatte. Zudem half Stand-by-Keeper Robin Näckel im Kader aus, obwohl er seit Wochen nicht trainiert hatte – später aber eine starke Leistung zeigen sollte.

Trainer Gölzenleuchter wollte sein löchriges und improvisiertes Team während der Woche mit einer ungewohnten verlagerten 5:1-Abwehr auf die wurfgewaltigen Dansenberger Rückraumschützen Marco Holstein und Ben Kölsch einstellen – was angesichts der Verletztensituation jedoch ein Ding der Unmöglichkeit war, wie sich schnell herausstellte. Die Sportfreunde starteten mit einer weitgehend aufeinander unabgestimmten Defensive, was sich direkt in einem schnellen 1:5-Rückstand (7.) niederschlug. Im Angriff der Pfälzer war es immer wieder der herausragende Ben Kölsch, der die richtigen Entscheidungen traf und dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Beim 4:14 in der 16. Minute schien die Messe für die Sportfreunde bereits sehr früh gelesen. „Wir haben am Anfang einfach nicht an unsere Chance geglaubt und uns in der ersten Viertelstunde richtig vorführen lassen“, so Gölzenleuchter. „Dann allerdings war sich Dansenberg zu sicher und hat die Zügel schleifen lassen – und das haben wir genutzt.“

Hoffnung auf ein Handballwunder

Tatsächlich war die massive Dominanz der Hausherren plötzlich ohne einen Grund beendet – und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt eine extrem junge Garde der Sportfreunde mit einem Altersschnitt von unter 20 Jahren auf der Platte stand. Die Budenheimer Jungs gaben nicht auf und fanden nun oftmals die besseren Lösungen. Auch die Defensive und das schnelle Umschalten in den Angriff funktionierten nun besser, sodass Lars Ludwig zwischenzeitlich auf 8:15 (23.) verkürzen konnte. Mit 11:20 ging es in die Kabine.

Nach dem Wiederanpfiff gab es direkt die nächste Überraschung: Erneut startete ein Team sehr dominant – doch diesmal waren es nicht die Hausherren, sondern die Jungspunde aus Rheinhessen. Insbesondere die Abwehr harmonierte nun plötzlich ausgezeichnet, so dass Budenheim acht Minuten lang ohne Gegentor blieb. A-Jugendspieler Finn Michalewicz erzielte direkt nach dem Wiederanpfiff seinen ersten Treffer für das Herren-Regionalligateam, und bis zur 37. Minute bauten Lars Ludwig und der immer stärker werdende Lukas Nagel, der die Rolle des Führungsspielers nun grandios ausfüllte, daraus einen halbzeitübergreifenden 4:0-Tore-Lauf zum 15:20 (37.). Die zu früh in den Verwaltungsmodus geschalteten Gastgeber schaffte es auch nach einer schnell genommenen Auszeit (35.) nicht, den Hebel wieder umzulegen – stattdessen setzte die junge Gäste-Truppe immer wieder Nadelstiche und störte damit die Feierlaune der Dansenberger Fans in der Halle erheblich. In der 47. Minute verkürzte Lucas Weil gar auf 20:24 und ließ den kleinen mitgereisten Budenheimer Anhang und hunderte Fans am Liveticker der SFB-App gar kurzzeitig von einem Handballwunder träumen.

Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Dansenberg stabilisierte sich zumindest insoweit, als es keine weitere Aufholjagd der Gäste mehr zuließ. In den letzten zehn Minuten prägte der erfahrene Linksrückraum Lukas Nagel das Spiel der Budenheimer in unnachahmlicher Art und Weise: Er erzielte die letzten sieben (!) Treffer der Sportfreunde und sorgte dafür, dass der Rückstand am Ende des Spiels – obwohl die Niederlage nicht mehr abzuwenden war – nicht wieder anwuchs. Nagel war es auch, der mit seinem elften Feldtor zum 27:31-Endstand den Schlusspunkt in einem kuriosen Spiel setzte, das von zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten geprägt war – und auf das die Sportfreunde stolz und hoffnungsvoll zurückblicken können.

„Gerade in der Abwehr haben die jungen Spieler einen super Job gemacht“, lobte Nagel, selbst der herausragende Budenheimer Akteur der Partie, seine jungen Mitstreiter. „Leider hat es trotz der Aufholjagd in der zweiten Hälfte nicht für die Punkte gereicht.“ Co-Trainer Philipp Becker zeigte sich nach dem Spiel zuversichtlich: „Die Jungs haben heute alles rausgehauen – Respekt! In der zweiten Halbzeit hatten wir sogar noch einmal die Chance, das Spiel zu drehen.“ Bei aller Freude über den Auftritt in der zweiten Hälfte bleibt dennoch festzuhalten, dass Dansenberg das Spiel aufgrund seines imposanten Auftritts in der ersten Viertelstunde bzw. dem völlig verkorksten Start des Gästeteams verdient gewonnen hat.

Trendwende soll gegen Südpfalz Tiger gelingen

Die Sportfreunde sind nun seit fünf Spieltagen sieglos und mussten sich nach dem starken Saisonauftakt mit drei Siegen nach der auf nunmehr 1:9-Punkte angewachsenen Negativserie aus der Spitzengruppe auf inzwischen Rang 9 der Regionalliga-Tabelle durchreichen lassen. Am Samstag (16. November) allerdings erwarten die Sportfreunde einen Gegner in der Budenheimer Waldsporthalle, gegen den sie sich große Hoffnung machen können, die Talfahrt zu stoppen: Die Südpfalz Tiger stehen mit 4:12 Punkten auf dem vorletzten 13. Tabellenplatz und haben bislang noch kein Auswärtsspiel gewonnen – allerdings haben sie außer beim HV Vallendar auch noch nie wirklich hoch verloren und sind daher keinesfalls zu unterschätzen. Ihre beiden Siege gelangen zuhause gegen die Rheinhessen-Vereine Nieder-Olm und Rhein-Nahe Bingen.

„Wenn wir mit dem gleichen Mut und dem Feuer in das Spiel gehen wie in die zweite Halbzeit gegen Dansenberg, dann bin ich sehr optimistisch, dass wir gegen die Südpfalz Tiger gewinnen werden“, so Thomas Gölzenleuchter. Der Anpfiff ist um 20 Uhr. Da zuvor ab 18 Uhr das Budenheimer-Damen-Regionalligateam sein Spitzenspiel als Tabellenführer gegen den Zweiten TSG Bretzenheim II bestreitet, lohnt sich für handballbegeisterte Zuschauer ein Tagesticket.

Für die Sportfreunde spielten und trafen: Robin Näckel, Dominik Schäfer – Lukas Nagel (11), Lars Ludwig (4), Lucas Weil, Tim Grathwol (je 3), Finn Michalewicz (2), David Schmitt, Sven Erkert, Levin Braun, Ben Brednich (je 1), Julius Thrun

Als einer der letzten einsatzbereiten Routiniers im Sportfreunde-Team stoppt Lukas Nagel (Mitte, blaues Trikot) Dansenbergs Robin von Lauppert. Foto: TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg