Auch die Dreifach-Unterzahl noch glücklich überstanden
Verrückte Schlussphase der Sportfreunde Budenheim / Auftaktsieg in der Regionalliga
Mit einem viel umjubelten Zittersieg bei der MSG Handballfreunde Illtal sind die Herren I der Sportfreunde Budenheim in die neuformierte Regionalliga RPS gestartet. Nach einer über weite Strecken überlegenen Leistung, sorgten zwei Rote Karten und insgesamt elf Zeitstrafen gegen die Gäste dafür, dass Illtal kurz vor Schluss ausgleichen konnte – aber Budenheims bester Feldtorschütze hatte noch eine passende Antwort parat. Am kommenden Samstag (28. September, Anpfiff um 20 Uhr) sollen bei der Heimpremiere zwei weitere Punkte folgen. Gegner in der Budenheimer Waldsporthalle ist der TV Offenbach.
Die mit einer Woche Verspätung in die Runde gestarteten Sportfreunde Budenheim hatten die Vorbereitung auf das Illtal-Spiel vorrangig damit verbracht, offensive Abwehrvarianten einzustudieren. Ziel war es, den Zebra-Rückraum unter Druck zu setzen und selbst dominant ins Spiel zu starten. Tatsächlich überraschte und beeindruckte der agile 3:2:1-Abwehrverbund der Gäste mit ihrem starken Keeper Karim Ketelaer dahinter die Gastgeber zu Beginn sichtlich: Schnell konnten sich die Sportfreunde absetzen – das 7:2 (9. Minute) erzielte der 17-jährige A-Jugendliche Tim Grathwol, der einen sehr starken Einstand in der ersten Budenheimer Herrenmannschaft feiern konnte und später noch zwei weitere Treffer beisteuerte. Anschließend stabilisierte sich das Gastgeberteam, ohne dass Budenheim nachließ. Folglich blieb der Vorsprung im weiteren Verlauf der ersten Spielhälfte weitgehend bestehen: Beim Spielstand von 17:12 aus Sicht der Sportfreunde ging es in die Pause.
In der zweiten Halbzeit setzten die Handballfreunde Illtal im Angriff auf den siebten Feldspieler – was offensichtlich die richtige Antwort auf die 3:2:1-Deckung der Sportfreunde war. Diese stellte um auf eine noch offensivere 3:3-Formation, die an diesem Abend jedoch einfach nicht funktionieren wollte: Die Deckung fand nicht mehr den gewünschten Zugriff, sodass die Illtaler Akteure zwar zunächst nicht wesentlich mehr Tore, die Budenheimer Abwehrspieler dafür aber umso mehr Zeitstrafen sammeln konnten: In der 34. Minute kassierte Lucas Weil „Zwei Minuten“, in der 37. Minute folgte Stefan Corazolla, in der 40. Minute gab es glatt Rot für Lukas Nagel bei seinem Debüt nach der Rückkehr aus Nieder-Olm, und kaum durften die Sportfreunde wieder einen Spieler für ihn ergänzen, da musste Justus Teßnow zwangsweise für zwei Strafminuten das Feld verlassen (43.). Der Vorsprung der Gäste schmolz zwischenzeitlich zwar auf nur noch zwei Tore (21:19, 48., 22:20, 49.), doch Budenheim konnte sich bis zum 26:22 (54.) immer wieder erholen und sogar wieder etwas mehr absetzen.
Spannung pur in der Crunchtime
In den letzten fünf Spielminuten jedoch ist den Sportfreunden der Kräfteverschleiß durch die permanente Unterzahl anzumerken, zudem peitscht das Publikum sein Heimteam nach vorne. Die Folge: Innerhalb von drei Minuten gleicht Illtal zum 26:26 (58.) aus – noch zwei Minuten zu spielen. Budenheims Kapitän Manuel Kühn ist in den Augen der Schiedsrichter beim Ausgleichstreffer zu hart gegen den Illtaler Torschützen eingestiegen: die nächste Zeitstrafe gegen die Sportfreunde. Die Halle kocht: Die Zebras sind also nicht nur im Aufwind, sondern für den Rest des Spiels auch noch in Überzahl. Wer sonst, wenn nicht Budenheims Topscorer Stefan Corazolla übernimmt 70 Sekunden vor dem Spielende Verantwortung und erzielt das 27:26 für seine Sportfreunde. Es läuft zunächst sogar noch besser für die Gästemannschaft, denn sie erobert sich im missglückten Gegenangriff anschließend den Ball, und 20 Sekunden vor dem Ende legt Trainer Gölzenleuchter die Grüne Karte für das letzte Teamtimeout auf den Zeitnehmertisch.
Wir schwer es für führende Mannschaft aber sein kann, den Ball in den vermeintlich wenigen verbleibenden Spielsekunden schadlos in den eigenen Reihen zu halten, haben Handballfans nicht zuletzt beim olympischen Viertelfinale Deutschland – Frankreich gesehen. Budenheim nun also in der Rolle der Franzosen, und tatsächlich geht der Ball zehn Sekunden vor Spielende verloren. Illtals letzte Angriffsrolle rollt auf die noch unformierte Budenheimer Abwehr zu, da stoppt Sportfreund Julius Thrun – der sich vor genau einem Jahr beim Saisonauftakt das Kreuzband gerissen hatte und seitdem sein erstes Punktspiel bestreitet – den Illtaler Angreifer auf Höhe von neun Meter robust im 1 gegen 1: vertretbare (weitere) Zeitstrafe gegen die Sportfreunde, aber kein Strafwurf für Illtal, weil ein Budenheimer Mitspieler hinter ihm noch auf sechs Metern abgesichert und Thruns Stopp-Foul somit keine klare Torchance vereitelt hat.
Freiwurf also aus zentraler Position nun für sieben Illtaler Feldspieler gegen nur noch vier verbliebene Budenheimer Verteidiger. Noch fünf Sekunden stehen auf der Uhr. Was tun? Über den Abwehr-Block werfen? Oder versuchen, die Überzahl nach links oder rechts auszuspielen, um frei zum Abschluss zu kommen? Glück für Budenheim: Die Zebras sind nervös und wissen es selbst nicht so genau. Das Anspiel kommt auf den verdutzten Rückraum-Rechts-Spieler der Illtaler, dem der Ball aus der Hand gleitet und über das Feld rollt. Ein Budenheimer Spieler reagiert schnell und stürzt sich darauf – das war’s: Die Sirene dröhnt. Jubel beim Gästeteam. Die Sportfreunde Budenheim haben ein verrücktes Handballspiel hauchdünn und glücklich, aber gleichzeitig auch verdient gewonnen und damit ihre ersten beiden Punkte der Regionalligasaison eingefahren.
Heimpremiere gegen Offenbach
In ihrem ersten Heimspiel treffen die Sportfreunde am Samstag (28. September) ab 20 Uhr auf den TV Offenbach, der mit 2:2 Punkten in die Saison gestartet ist und in der noch wenig aussagekräftigen Tabelle zwei Plätze hinter Budenheim auf Rang 7 liegt. Ein weiteres mitreißendes Spiel ist einerseits wünschenswert – aber andererseits hofft Sportfreunde-Trainer Thomas Gölzenleuchter, dass es bei der Heimpremiere in der „Grünen Hölle“ etwas weniger spannend zugehen wird als beim Saisonauftakt. Seine Zielvorgabe ist jedoch klar: „Hauptsache, die Punkte bleiben in Budenheim!“
Für Budenheim spielten und trafen: Karim Ketelaer, Dominik Schäfer – Stefan Corazolla (7), Patrick Heß (7/3), Sören Dübal (6), Lucas Weil, Tim Grathwol (je 3), David Schmitt (1), Lars Ludwig, Justus Teßnow, Julius Thrun, Manuel Kühn, Lucas Nagel, Robin Näckel